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Der Bau einer Glashütte
Aus dem "Prospekt der Glashitten sambt dem Herrenhaus zu Reichenau von Abent gegen morgen" aus der Topgraphia Windhagiana aucta (1673) läßt sich ein Bild einer Glashütte in der Bauweise des 17. Jahrhunderts gewinnen.
Ansicht der Glashütte in Reichenau mit Herrenhaus, Meierhof, Glasmeisterhaus, Glasmacherhaus, Pflegerei und Kegelstatt.
Links vorne steht die aus Holz gebaute "Glashitten" mit ihrem steil aufragenden Dachstuhl mit "Ruckdachl", das den Rauchabzug des mit Scheitelholz direkt gefeuerten Ofen begünstigt. Schornsteine gab es bei den mit Holz gefeuerten Öfen noch nicht. In der Mitte steht das Herrenhaus, das massiv aus Stein gebaut ist. Rechts sind "Stuben und Cammer" und die "Khuchl" angeordnet, was durch einen Rauchfang angedeutet ist. Es werden auch eine "Undterglas Cammer" und eine "Oberglas Cammer" erwähnt. Der überkuppelte Dachreiter tägt eine Uhr. Im ebenerdigen Teil des Herrenhauses ist gegen die Glashütte ein hölzerner Anbau zu sehen, in welchem die "Scheiben Camer" untergebracht war.

der glasmacherofen
Das Material, aus welchem die Glasöfen gebaut wurden, erfuhr im Laufe der Zeit Veränderungen. In frühester Zeit baute man die Öfen zuerst aus feuchtem Ton, dann aus lufttrockenen und später aus gebrannten Tonsteinen. Der feuchte, weiche Ton wurde in Stücke geformt, übereinandergelegt und zusammengestampft und auf diese Art der ganze Ofen gebaut - oder man verwendete lufttrockene Tonziegel und benützte den rohen Ton als Bindemittel. Die Haltbarkeit der Öfen betrug damals, wie aus dem Hitzeverrechnungsbuch der Glashütte Alt-Nagelberg aus dem Jahr 1822 hervorgeht, 20 bis 40 Wochen.
Der Ofenbau wurde unter Aufsicht des Glasmeisters oder Hafenmachers durchgeführt. Zum Abschluss des Ofenbaus wurde im Hüttenwirtshaus eine Art Leichenfeier veranstaltet, bei der der Glasmeister Freibier spendete. Im Waldviertel stand der böhmische, mit Scheitelholz direkt gefeuerte Hafenofen in Verwendung. Der Ofen hatte meist eine ovale Form, sechs bis acht Hafen, und auf beiden Schmalseiten befanden sich die Schürlöcher, durch die man das gedörrte Scheitelholz auf den Rost einschob. Eine Seite war offen, die andere als eine Art Tunnel überwölbt, welchen man in der Hüttensprache den "Schürkrampen" nannte. Über ihn war der Aschenofen (Kühlofen) gebaut, der durch einen kleinen Kanal mit dem Schmelzofen in Verbindung stand, um die überschüssige Wärme des Schmelzofens für das gleichmäßige Kühlen der Gläser auszunutzen.
Der Hüttenboden war nicht gepflastert oder nur mir Lehm ausgeschlagen. Das hohe, steile Dach war auf niedrige Wände heruntergezogen, und in den entstandenen Winkeln oder in Anschaffungen waren die Zurichkammer für das Glasgemenge, die "Hafenstube" für die Herstellung der Hafen und Ofenbausteine und auch Räume für die Lagerung von Rohstoffen untergebracht. In der Mitte des scheunenartigen Anbaus stand der Glasofen.



Glashütten im Waldviertel
Berufe der Glasmacher
Im Aschenofen standen in der heißen Asche die Tontöpfe, in welche die Eintragbuben die fertigen Gläser zur Abkühlung hineinlegten. In diesen Ofen wurde während der Schmelzzeit auch Kies geglüht, Scheitholz gedörrt (wenn dafür nicht eigene "Bratöfen oder "Hoarste" zum Dörren der Holzscheite vorhanden waren). Zu dieser wechselweisen Funktion konnte der Aschenofen herangezogen werden, weil damals nur vier bis fünf Mal pro Woche Glas erzeugt wurde. Der Ascheofen wurde auch von den Hüttenleuten zum Backen von Brot und zum Braten von Kartoffel verwendet.
der Ascheofen
der kühlofen
Bei der Formgebung entstehen, da hierbei das Glas stets an den Außenflächen abgekühlt wird, unvermeidliche innere Spannungen, die später zum Bruch führen können. Zum Ausgleich muss das Glas langsam auf Entspannungstemperatur gebracht werden, die je nach Zusammensetzung des Glases zwischen 450° und 600° liegt. Die Abkühlung findet in den Kühlkanälen statt; das Glas wird dort auf Zimmertemperatur gebracht. Der Kühlofen, auch Temperofen oder Damberofen genannt, war ein geheizter, mit dem Glasofen vereinigter (an diesen angebauter) Ofen, indem die geblasenen Hohlgläser in Asche eingebettet langsam auskühlten. In ihm wurden auch die zum Schmelzen des Glassatzes dienenden Hafen gebrannt. Den Namen Ascheofen trug er, weil er auch zum Kalzinieren der Asche (Pottasche) verwendet wurde. Heute erfolgt die Abkühlung der Gläser auf dem langsam sich bewegenden Fließband im Kühlkanal in etwa zwei bis drei Stunden, während es in den Waldglashütten ein bis zwei Tage im Ascheofen belassen wurde.


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